Wir lassen eine rätselhafte Skulptur im St. Vincenz-Krankenhaus untersuchen

Es war kein gewöhnlicher Patient, der sich in der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie / Neurologie des St. Vincenz-Krankenhauses Paderborn einfand. Über 500 Jahre alt und aus Holz gefertigt, gehört der Schmerzensmann, so die Bezeichnung der bedeutenden mittelalterlichen Skulptur, zu den rätselhaftesten Exponaten unserer Ausstellung.

Die um 1500 entstandene, farbig gefasste Christusstatue stammt aus der katholischen Kirchengemeinde St. Heribertus in Hallenberg und wurde zur Vorbereitung auf die große Ausstellung einer umfangreichen konservatorischen Untersuchung unterzogen. Die Oberfläche der Skulptur wurde gereinigt und die farbige Fassung genauer unter die Lupe genommen. Bei diesen Analysen fand Dipl. Restaurator Christoph Fiebiger von der Paderborner Fachwerkstatt für Denkmalpflge ars colendi einen zusammengerollten Zettel in der Seitenwunde der Skulptur. Dieser bemerkenswerte Fund gibt den Forschern derzeit Rätsel auf. Zur Zeit werden Struktur und Inhalt des geheimnisvollen Schriftstücks näher untersucht.

Um genauere Auskunft über das Innenleben der besonderen Statue zu bekommen, wurde der hölzerne Patient in die erfahrenen Hände des Radiologen und Neurologen Dr. med. Wolfgang Krings vom Paderborner St. Vincenz-Krankenhaus gegeben. Erst wurde der Schmerzensmann geröntgt und schließlich im Computertomographen (CT) umfassend untersucht. Das Ergebnis beeindruckte Mediziner, Restauratoren und die Wissenschaftler des Diözesanmuseums gleichermaßen: Es konnte festgestellt werden, dass die Farben nicht nur hohe Metallbestandteile enthalten, sondern der gesamte Schmerzensmann von Kopf bis Fuß aus einem Holzstamm gearbeitet wurde, was für die besondere Qualität der Skulptur spricht.

Restaurator Fiebiger ist begeistert von diesen klinischen Untersuchungsmethoden, die er schon mehrfach in Zusammenarbeit mit Chefarzt Krings durchgeführt hat. „Auf diese Weise besteht die Möglichkeit, Innenansichten von der Figur zu bekommen und Veränderungen in der Holzstruktur, Metallverarbeitungen und Farbauftragungen bis ins kleinste Detail zu erkennen“, erklärt der Restaurator. „Hinzu kommt“, so Fiebiger, „dass diese Methode zerstörungsfrei ist und zahlreiche neue Erkenntnisse, etwa über die Materialbeschaffenheit, den Entstehungsprozess und das Alter liefert.“SchmerzensmannII