Bedeutendes Kölner Evangelistar aus Groß St. Martin Köln in Paderborner Ausstellung zu sehen
Es gilt als eines der Hauptwerke der hochmittelalterlichen Buchmalerei Kölns: das Evangelistar aus Groß St. Martin aus den Jahren 1220 bis 1230. Die wohl bis ins 18. Jahrhundert in Gebrauch befindliche Prachthandschrift gelangte mit Beutegut der französischen Revolutionstruppen erst nach Paris und dann nach Brüssel, wo sie in der Bibliothèque royale de Belgique verwahrt wird. Vom heutigen Tag an bis zum 13. Dezember ist sie nun in unserer großen kunst- und kulturhistorischen Ausstellung in Paderborn „CARITAS – Nächstenliebe von den frühen Christen bis zur Gegenwart“ zu sehen. Aus konservatorischen Gründen darf die Handschrift nur einen bestimmten Zeitraum gezeigt werden und konnte somit nicht von Beginn der Ausstellung an präsentiert werden.
Die aufgeschlagene Seite zeigt die Fußwaschung Christi an seinen Jüngern. „Die Fußwaschung ist von zentraler Bedeutung für unsere Ausstellung, ist sie doch ein Zeichen der Demut und veranschaulicht den selbstlosen Dienst am Nächsten ohne Unterschied der Person. Papst Franziskus hat ihr wieder zu gesteigerter Aufmerksamkeit verholfen“, sagt Prof. Dr. Christoph Stiegemann, Direktor des Diözesanmuseums. Die Fußwaschung ist nur im Johannesevangelium zu finden und nicht in den anderen drei, oftmals parallel erzählenden Evangelien. Johannes führt sie an der Stelle auf, wo diese vom letzten Abendmahl berichten. Bis heute ist sie fester Bestandteil der Liturgie in der Messfeier vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstag.
Im Rahmen dieses Messtextes ist sie auch im Evangelistar der Benediktinerabtei Groß St. Martin in Köln zu finden, das nicht nach der biblischen Chronologie, sondern nach dem Festtagsbezug aufgebaut ist. Die wohl auch in der Abtei selbst geschaffene Prachtschrift bietet mit ihren dreißig meist ganzseitigen Miniaturen neutestamentlicher Szenen den umfangreichsten Buchmalereizyklus des Kölner Hochmittelalters.
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